Albrecht Ebinger am Tag der Wiederöffnung der Schwäbischen Waldbahn am 8. Mai 2010
und mit historischer Uniform auf dem Messestand der SWB auf der CMT

Nachruf von Johannes Friz bei der Trauerfeier zur Beisetzung von Albrecht Ebinger
für den Förderverein Welzheimer Bahn e.V. am 18.4.2024:

Als Vorstand des Fördervereins Welzheimer Bahn e.V. (FWB) erinnere ich an unser Gründungsmitglied Albrecht Ebinger:

Vor nun schon über 30 Jahren im Jahr 1993 stimmte der Gemeinderat in Welzheim gegen den Beitritt zum Zweckverband Wieslauftalbahn. Damals kam ich als Mit-Initiator der Bürgerinitiative „Wieslauftalbahn nach Welzheim“ mit dem Thema in Berührung.

Und schnell wurde klar, dass es da viele Menschen gab, die sich schon länger mit dieser Bahn zum Ziel ihrer Erhaltung als befahrbare Bahnstrecke engagierten. Über den Verein zur Erhaltung der Wieslauftalbahn aus Schorndorf erfuhr ich, dass es in Rudersberg einen Experten und Kenner der Strecke gäbe, und so lernte ich damals auch Albrecht Ebinger kennen.

Ein Ziel Albrecht Ebingers wurde 1995 erreicht: Der Streckenabschnitt Schorndorf-Rudersberg (Nord) wurde modernisiert als wegweisendes Beispiel in Deutschland für die Übernahme einer DB-Strecke in kommunale Regie und das mit großem Erfolg.

Aber das war schließlich nur die halbe Strecke.

In der Zwischenzeit schrieb Albrecht Ebinger an seinem ersten Buch „Die Wieslaufbahn“, das 1998 erschien, ein Grundlagenwerk zur Eisenbahn- und Heimatgeschichte der Region. Und ganz offen erklärt er im Vorwort, in den „Bekenntnissen eines Eisenbahnnarren“, dass er von Jugend an vom Eisenbahnbazillus befallen war. Aber er skizzierte hier schon am Ende des Buchs in einem Ausblick, dass die Bahn nach Welzheim als Museums- und Tourismusbahn ein großes Potential haben werde.

Folgerichtig war Albrecht Ebinger mit dabei, als im Jahr 2000 unser FWB gegründet wurde. Er wollte da zwar kein Vorstandsamt wie bei der GES mehr übernehmen. Das sollten wir „Jüngere“ machen. Aber als Kassenprüfer des Vereins war er über 20 Jahre lang jedes Jahr ein strenger Kontrolleur unserer Finanzen. Auch viele Vorstandwahlen leitete er souverän und korrekt.

Doch wir mussten noch zehn Jahre Geduld haben, bis wir mit Albrecht Ebinger die Wiedereröffnung der Strecke nach Welzheim im Mai 2010 feiern konnten.

Lange Zeit hielten uns viele für verrückt, da wir glaubten, dass jemals wieder ein Zug nach Welzheim fahren würde. Von Albrecht Ebinger konnten wir lernen, dass man geduldig und beharrlich bleiben muss. Er hat sich mit seinem historischen Wissen und Bildmaterial als wichtiger Zeitzeuge und profunder Kenner der Welzheimer Bahngeschichte immer wieder eingebracht. Im Jahr 2001 feierten wir mit ihm – noch ohne Zug – das Jubiläum 1911-2001: 90 Jahre Bahn in Welzheim mit einem großen Festakt im Ratssaal. 2005 im Rahmen der Welzheimer Heimattage gestaltete er mit uns zusammen und seinen Modellen eine große Ausstellung im Ratssaal. Seine Bilder von der Strecke füllten unsere ersten Postkarten-Kalender.

Und dann schrieb Albrecht Ebinger unzählige Leserbriefe, immer sachlich, aber bestimmt und überzeugt in der Sache und verteidigte unsere Bahn gegen die anfänglichen Widerstände. Besonders in der Auseinandersetzung um die wichtige Verlängerung des Wiesels nach Oberndorf in den Jahren 2005 bis 2008 war er für uns ein wichtiger „Verbündeter“ vor Ort.

Als wir zum 10jährigen Vereinsjubiläum im Frühjahr 2010 eine Festschrift planten, war Albrecht Ebinger sofort bereit, zusammen mit Christian Kling sich an die Arbeit zu machen. So ist ein wunderschönes Buch entstanden, mit vielen Bildern aus seinem reichhaltigen Archiv. Selbstverständlich ohne Honorar hat er den Verein damit unterstützt und außerdem ein lesenswertes wichtiges Zeitdokument hinterlassen.

Und die Wiedereröffnung am 8. Mai 2010 war besonders für Albrecht Ebinger ein ganz besonderes „historisches“ und – wie er mir immer wieder berichtete – persönlich bewegendes Ereignis.

Er war natürlich in seiner historischen Eisenbahner-Uniform dabei und steuerte mit seinem Wissen rund um die Bahn einen großen Beitrag für das Marketing der Schwäbischen Waldbahn in den folgenden Jahren, immer wieder auch auf dem Stand des SWB bei der Tourismusmesse CMT. Alle Fahrgäste der SWB begegnen ihm in seiner historischen Bahnuniform schon am Bahnhof Schorndorf abgebildet auf der ersten Informationstafel zur SWB am Bahnsteig 5.

Wer bei Albrecht Ebinger in Oberndorf zu Besuch war, musste auch immer eine Treppe tiefer die Modellbahnanlage in seiner Werkstatt besichtigen. Da hat er mit Hingabe und viel Liebe zum Detail u.a. die Wieslauftalbahn im Modell nachgebaut mit Bahnhof Welzheim, Viadukten und Durchlässen.

Wir verlieren mit ihm einen immer interessierten und anregenden Gesprächspartner, Berater und väterlichen Freund, mit dem wir in über 30 Jahren die wechselvolle Welzheimer Eisenbahngeschichte erlebt und mitgestaltet haben. Albrecht Ebinger ist uns im gemeinsam Erlebten unvergessen – auch bei vielen geselligen Anlässen wie Ausflügen, den Ehrenamtsabenden der Stadt Welzheim und unseren Weihnachtsfeiern mit dem von ihm geliebten schwäbischen 3-Gänge-Menü: Rostbraten und 2 Trollinger.

Wir werden ihn in bester Erinnerung behalten und ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

Vielleicht können wir ja irgendwann im Güterschuppen des renovierten Welzheimer Bahnhofs die Eröffnung eines Eisenbahn-Museums feiern, in dem seine Sammlung den Grundstock bildet.